Ablagerungen im Wald - ein Kavaliersdelikt?
Die „Vielfalt“ ist dabei oft unglaublich. Sie reicht von Küchenabfällen bis zu Altreifen, vom Abbruchmaterial bis hin zu ausgedienten Badewannen. Die Zeit des Abstellens von ausgeschlachteten Autos und der Entsorgung von Kühlschränken in der Natur ist ja hoffentlich seit dem Werbespot mit Roland Düringer endgültig vorbei.
Und nicht immer sind es „die anderen“, welche den Wald als Abfallkübel missbrauchen. Oft werden vom Waldbesitzer selbst Mulden und Senken mit „Nicht-Mehr-Gebrauchtem“ verfüllt.
Aber egal wer der Verursacher ist: Ablagerungen jeglicher Art im Wald sind verboten! Das ist im Forstgesetz geregelt und dort heißt es wörtlich: „Eine Waldverwüstung liegt vor, wenn ... Abfall (wie Müll, Gerümpel, Klärschlamm) abgelagert wird.“
Der Gesetzgeber spricht also sogar von Waldverwüstung, wenn Abfall im Wald entsorgt wird. Und das unabhängig von der Menge und der Flächengröße der Ablagerung und unabhängig von der Art des Abfalls.
Zu Abfall zählen jedenfalls Bauaushub- und Bauabbruchmaterial, aber auch Steine, Schotter und Erde. Nicht nur im Herbst, wenn die Balkonblumen entfernt und die Gärten winterdicht gemacht werden, fällt jede Menge Grünschnitt und Gartenabfall an. Eine andere Art von Abfall eben und auch der hat im Wald – auch im eigenen - nichts verloren.
Das mag im ersten Moment unverständlich klingen, lässt sich aber gut erklären. Mit dieser Art von Abfall gelangen nämlich auch Pflanzenteile und Samen in den Wald, die bei uns eigentlich nicht heimisch sind oder waren, wachsen dort an und gedeihen meist prächtig. Da sie häufig keine natürlichen Feinde haben, verbreiten sie sich dann geradezu explosionsartig.
Ein Beispiel für diese „neuartigen“ Pflanzen – in der Fachsprache Neophyten genannt – ist das Drüsige (Indische) Springkraut. Ursprünglich im Himalaya beheimatet wurde es als Gartenzier-pflanze nach Europa eingeführt. Heute findet man dieses Springkraut, das rosa bis purpurrot blüht und Wuchshöhen über 2 m erreicht, auch bei uns in Tirol in allen Tälern.
Sein schnelles Wachstum, die dicken Stängel und der dichte Aufwuchs „dunkeln“ andere Pflanzen aus. Im nächsten Frühjahr bilden die niedergedrückten und verrottenden Stängel eine beinahe undurchlässige „Dämmschicht“. Dieser Konkurrenz können auch unsere heimischen Baumarten nichts entgegenhalten - ihre Samen verdorren, die zarten Wurzeln der jungen Pflänzchen wachsen in dem dichten Filz ins Leere.
Wenn also in den nächsten Wochen wieder rege Betriebsamkeit rund ums Haus einsetzt, dann bitte unbedingt dran denken: Grünschnitt und Gartenabfälle gehören in den Recyclinghof – auch wenn´s was kostet!
Ein Beitrag der Forstinspektion Kitzbühel